Skip to main content

HARZGLANZ

3. Oktober 2022

Nachhaltigkeit

Glanzvolle Lösungen

(Fotografie: AdobeStock: malp)

„Jetzt die auch noch“

– in dieser STADTGLANZ-Ausgabe wird sich dem Megatrend Nachhaltigkeit gewidmet. Wie gut dieses Topic in ein Magazin über Lifestyle, Wirtschaft und Kultur passt, zeigt die Transformation in eine nachhaltige Gesellschaft, bei der es sich genauer betrachtet um die Veränderung von Lebensweisen, Gewohnheiten und Wirtschaftsprozessen handelt.

Wer überall wendet, war lange in der falschen Richtung unterwegs
Nachhaltigkeit hat viele Facetten: Es ist die Rede von Energie-, Wärme-, Verkehrswende und noch anderen Wenden. In so vielen Sektoren wenden zu müssen, zeigt deutlich, wie oft und wie lange die falsche Richtung eingeschlagen wurde. Die Diskussionen in den Bereichen Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind für viele Zeitgenossen abschreckend, weil sie fast immer über Probleme thematisiert werden. Wer beschäftigt sich schon gern mit Themen wie der Klimakrise, Artensterben, Dürre und Klimaflüchtlingen? Dabei ist es so wichtig, auf die Bedeutung hinzuweisen, egal, wie schwer die Last auch wiegen mag – es geht um nichts Geringeres als den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen, Stabilität und Ernährungssicherheit weltweit. Zu aller Verunsicherung und unschönen eigenen Anteilen an der Misere kommt erschwerend hinzu, dass ein nachhaltiger Lebensstil oft als Einschränkung wahrgenommen wird. In den Köpfen vieler Menschen entsteht folgender Gedanke: „Nachhaltigkeit heißt, ich darf nicht mehr fliegen und soll mein SUV gegen einen Elektrokleinwagen tauschen.“ Wenn wir es schaffen, das Thema aus einer anderen Perspektive zu betrachten, können wir die Transformation hin zu einer nachhaltigen, klimaneutralen Gesellschaft anstelle einer Belastung als eine Chance wahrnehmen, den Weg für eine lebenswertere Zukunft für alle zu ebnen. Nachhaltig zu leben und zu wirtschaften, bedeutet Veränderung. Nicht zum unbequemen, schlechteren, aber schon mit der Verabschiedung von Gewohnheiten. In einer nachhaltigen Gesellschaft werden wir anders wohnen und uns anders ernähren, wir werden uns anders mit Energie versorgen – die Lösungen hierfür sind von WissenschaftlerInnen und Unternehmen bereits skizziert. Viele dieser Lösungen entstehen aktuell in der Region Braunschweig-Wolfsburg und hierüber berichten wir. Die Menschen in einer nachhaltigen Gesellschaft werden anders konsumieren, ihr Geld für Reparaturdienstleistungen und langlebigere Waren ausgeben, als wir es heute tun. Wir werden unser Verständnis von Ästhetik wandeln müssen. Noch leben wir in einer Welt, in der zerschlissene, überteuerte Designer-Jeans als Trend der jüngeren Generation gelten, aber eine Managerin, die ein geflicktes Kostüm trägt, wird schief angeschaut – das ist nicht logisch, oder? Und warum stören sich MitbürgerInnen an Windrädern am Horizont, aber nicht an bunten, vierrädrigen Gegenständen am Straßenrand?

Jedem kommt seine Rolle zu
Nachhaltigkeit bedeutet explizit auch nicht den Abschied von Marktwirtschaft, sondern eine Veränderung deren Gestaltung durch Inwertsetzung von Bildung und sozialer Wertschöpfung, einer Bepreisung von unökologischen und unsozialen Gütern. Unternehmen kommt hierbei eine entscheidende Rolle zu, denn nur, wenn Unternehmen tatsächlich klimaneutrale, kreislaufwirtschaftsfähige, stark nachhaltige Waren und Dienstleistungen anbieten, werden alle Gesellschaftsgruppen überhaupt die Chance haben, nachhaltig zu leben. Neben den Firmen trägt auch jeder Konsument und jede Konsumentin einen entscheidenden Teil bei: Bei der Auswahl seiner Nahrungs- und Verkehrsmittel, beim Weg zur Schneiderin statt zum Fast-Fashion-Discounter, bei sorgsamem Umgang mit Wasser und Energie und selbstbewusstem Stehen zu Kleinigkeiten, die andere spleenig finden mögen wie Grauwassernutzung, Mehrfachverwendung, sorgsamer Abfalltrennung und vielen Kleinigkeiten des Alltags.

Wir werden mehr naturwissenschaftliches Grundverständnis und die Zusammenhänge von Ökologie und Nachhaltigkeit in allen Bildungsprozessen benötigen, um diesen Weg zu gehen.

Zeug:Innen großartiger Innovationen
Wir werden beim Durchleben dieser Veränderungen aber auch ZeugInnen von großartigen Innovationen und glanzvollen technischen Entwicklungen: Grüne, klimaneutrale Stahlbleche, das Fahren von lautlosen, umweltschonenden Fahrzeugen sowie das Erleben eines klimaneutralen Flugverkehrs sind einige Beispiele. Wir werden sehen, wie mancher Etikettenschwindel über vermeintliche Nachhaltigkeit auffliegt. Über all diese Themen lesen Sie in dieser Ausgabe von Stadtglanz. Seien Sie gespannt – und heben Sie dieses Heft auf, es könnte historischen Charakter bekommen, wenn es in 30 Jahren darum geht, zu zählen wieviele Prognosen aus diesem Heft eingetreten sind.

Bewundernde statt klagende Enkelgeneration
Wie ich es 2017 in einer anderen Ausgabe zum Ausdruck gebracht habe: Noch leben wir in einer Gesellschaft, in der unsere Enkelkinder das Recht hätten, uns alle wegen kollektiven kriminellen Verhaltens zu verklagen, weil wir Ihnen die Zukunft stehlen.

Wir haben jetzt aber die Chance, unsere Gesellschaft umzugestalten, sodass unsere Enkel uns eines Tages sagen:

„Hey, das habt ihr geschafft?“

Mehr aus dieser Rubrik





Zur Startseite