Skip to main content

HARZGLANZ

3. Mai 2023

Gedankenspaziergänge – Zufriedenheit

Emmi, die Sonne scheint – endlich! Lass uns raus nach Riddagshausen und dieses wunderschöne Grün genießen.

(Fotografie: Petra Martin, Marc Stantien)

Der Frühling stimmt mich immer gleich leichter. Auch wenn die Weltlage genug Grund zur Sorge bietet und ich all das auch ernst nehme, so bin ich trotzdem wirklich zufrieden. Darf ich das so
einfach sagen? Es geht mir gut. Kleine Ärgernisse kenne ich natürlich, aber die nehme ich zur Kenntnis, sortiere sie hin, wo sie hingehören und mache weiter. Meistens jedenfalls gelingt mir das gut. Manchmal bin ich erschreckt, wie viel doch überall gemeckert wird. Der Krieg, die Preise, der Stau, der letzte Urlaub, der doch nicht so toll war, das Gendern…, das Wetter. Wetter geht ja immer! Aber ich will jetzt nicht meckern über's meckern.

Wie du von unseren Spaziergängen weißt, Emmi, finde ich es hilfreich, bestimmten Phänomenen etwas mehr auf den Grund zu gehen. Was ist also Zufriedenheit und was unterscheidet sie vom z. B. Glück? Glück ist doch ein Phänomen, dass derzeit ganze Bücherregale füllt, weil viele auf der Suche danach sind. Ich habe gelesen, dass die Wissenschaft drei Gefühle unterscheidet: Freude, Glück, Zufriedenheit, wobei die Zufriedenheit das stabilste Gefühl zu sein scheint, eines das auf einer grundlegenden Lebensbejahung beruht und das Ergebnis von reflektierenden Denkprozessen ist. Ich kann das gut nachvollziehen, Emmi, erlebe ich doch große Unterschiede bei Menschen, was diese Fähigkeit anbelangt. Manche scheinen über große innere Ruhe und Kraft zu verfügen, die ihnen helfen, auch in schwierigen Situationen emotional nicht aus der Kurve zu fliegen, andere lassen sich schneller negativ anpusten und kommen ins Trudeln oder Beschweren.

Das Tolle ist, dass jeder Mensch etwas dafür oder dagegen tun kann, nämlich sinnvoll nachzudenken – und Laufen hilft dabei ganz sicher. Voraussetzung ist, so denke ich, dass jede*r die Verantwortung für Ihr/sein Denken übernimmt und die Fähigkeit trainiert, das kritisch zu beobachten. Ist es wirklich wahr, was ich denke? Oder könnte es auch ganz anders sein? Allein diese schlichte Frage kann sehr helfen, und ich gestehe, auch ich ertappe mich manchmal in peinlichen Schleifen.

Es geht nicht ums Schönbeten oder um positiv denken, Emmi. Zufriedenheit ist eine Lebenshaltung, eine Grundeinstellung, an der ich stets und ständig arbeiten muss. Wenn es mal blöd kommt, und klar kommt es mal blöd, dann ist die Frage, wie lange einen das runterzieht.

Ich höre und lese immer wieder von Menschen, die ihrem Leben eine völlig neue Richtung geben, einen (gut bezahlten) Job an den Nagel hängen und
Maßschuhmacher oder Hochzeitstortenbäckerin werden. Ich finde das toll. Da gibt es also welche, die für ihre hoffentlich langfristige Zufriedenheit ganz schön viel Unsicherheit im Hier und Jetzt auf sich nehmen. Aktive Lebensgestaltung – Chapeau!

Mit meinem Job möchte ich dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen richtig gerne arbeiten. Zufriedenheit ist eine gute Basis dafür.

Es ist Frühling, Emmi, da reden wir doch nicht über's Wetter, höchstens über schönes…

Wuff!

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 27 / Sommer 2023.

Mehr aus dieser Rubrik





Zur Startseite