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HARZGLANZ

1. Oktober 2019

Da sein: Ein großes Geschenk

Wie Löwenherz Familien mit unheilbar erkrankten Kindern unterstützt

(Fotografie: Marlene Brandt)

Zuhören, da sein, Zeit schenken – was sich für viele Menschen nach alltäglichen Kleinigkeiten anhört, hat für manche Familien einen unschätzbaren Wert. Besonders für Familien, die ihr unheilbar erkranktes Kind pflegen. Denn die Belastungen können extrem sein, da die Eltern oft Tag und Nacht gefordert sind – sieben Tage die Woche. Hinzu kommt die allgegenwärtige Angst vor dem Tod des Kindes. Zuhören, da sein, Zeit schenken – auf diese Weise unterstützen die ehrenamtlichen Kinderhospizbegleiterinnen und -begleiter des ambulanten Kinderhospiz-Stützpunkt Löwenherz in Braunschweig die betroffenen Familien – und das schon seit fast fünf Jahren.

Eine dieser engagierten Ehrenamtlichen ist Dorit Reißner. Seit rund zwei Jahren besucht sie regelmäßig einmal pro Woche eine Familie. „Ich bin total freundlich von der Familie und den Kindern aufgenommen worden, und wir haben uns von Anfang an richtig gut verstanden“, erinnert sie sich. Sie spielt mit den Kindern, hilft beim Essen und tobt im Wohnzimmer. „Wenn alle Kinder da sind ist, dann wird es laut und wir lachen viel.“ Aber auch für die Mutter hat Dorit Reißner stets ein offenes Ohr. „Zuhören und Dasein ist ganz wichtig“, hat sie die Erfahrung gelehrt.

Aber es ist natürlich nicht nur die Erfahrung, die für den Umgang mit unheilbar erkrankten Kindern und ihren Familien wichtig ist, wie Melinda Lechtenberg, Leiterin und Koordinatorin des Kinderhospiz-Stützpunkts Löwenherz in Braunschweig, berichtet: „In unseren Vorbereitungskursen erhalten alle angehenden Kinderhospizbegleiterinnen Informationen über verschiedene Krankheitsbilder und über die Auswirkungen von Dauerbelastungen in Familien. Auf die Schulung der Wahrnehmung, auf einfühlsames Zuhören und Gesprächsführung legen wir großen Wert. Ebenso gehören der Umgang mit Krankheit, Sterben und Tod zu unserem Schulungsprogramm sowie Rituale verschiedener Religionen.“

„Viele Familien aus Braunschweig und der Umgebung nehmen unser Angebot der ambulanten Begleitung bereits an“, sagt Löwenherz-Koordinatorin Isa Groth. Sie freue sich immer wieder über die positiven Rückmeldungen, dass die Unterstützung der Kinderhospizbegleiterinnen und -begleiter für alle Familienmitglieder eine Bereicherung und Entlastung im Alltag ist. „Jede Familie, in der ein lebensverkürzend erkranktes Kind lebt, kann unser Angebot kostenlos in Anspruch nehmen“, ergänzt die Koordinatorin. Zudem werden andere Hospizdienste vor Ort vermittelt, welche die ambulante Kinderhospizbegleitung in Kooperation mit Löwenherz anbieten. Denn im südöstlichen Niedersachsen kooperiert Löwenherz in der Kinderhospizarbeit mit den Hospizvereinen aus Bad Harzburg, Goslar, Helmstedt und Hildesheim.

Wer sich wie Dorit Reißner engagieren möchte, sollte sich den Donnerstag, 14. November, vormerken. Dann steht von 17.30 bis 20 Uhr das nächste Infotreffen für interessierte Ehrenamtliche auf dem Programm, die sich als Kinderhospizbegleiter beim ambulanten Kinderhospizdienst-Stützpunkt Löwenherz in Braunschweig (Adolfstraße 21) engagieren möchten. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 0531/707 44 977, per Email an ambulant.bs@loewenherz.de oder im Internet: www.loewenherz.de

Über Löwenherz

Das Kinder- und Jugendhospiz Löwenherz in Syke bei Bremen nimmt Kinder sowie Jugendliche und junge Erwachsene mit lebensverkürzend verlaufenden Krankheiten auf, bei denen eine Heilung nach dem Stand der Medizin ausgeschlossen ist. Beide Häuser haben zurzeit jeweils sechs Pflegezimmer für die erkrankten Kinder und die Jugendlichen sowie Zimmer für Eltern und Geschwister. Etwa 200 Familien können hier jährlich zu Gast sein. Zusätzlich bietet der Verein mit seinen ambulanten Kinderhospizdiensten in Bremen, Braunschweig und Lingen Familien Begleitung und Unterstützung an. In Niedersachsen kooperiert „Löwenherz" mit 27 Hospizvereinen und schult Ehrenamtliche in ambulanter Kinderhospizarbeit.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 13 / Oktober 2019.

Jens Richwien

Ehemaliger Fußball-Profi und Freizeit-DJ (Richy Vienna), war über 20 Jahre für die neue Braunschweiger tätig. Die letzten drei Jahre begleitete er STADTGLANZ als Objektleiter und Chefredakteur. Er ist seit Oktober bei der Hygia Gruppe beschäftigt, betreut dort das B2B-Business und arbeitet weiterhin als freier Redakteur.

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