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HARZGLANZ

16. Oktober 2023

Lecco mio!

„Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien!“, fabulierte der frühere Fußballer Andy Möller, auf das Spielfeld der Geografie geführt, einmal wenig virtuos.

(Fotografie: André Pause)

Dass auch Zeitgenossen, die das Fach Erdkunde in der Schule ernster genommen haben, die lombardische Provinzhauptstadt Lecco nicht zwangsläufig auf dem Zettel haben dürften, steht auf einem anderen Blatt. Zwar ist die Stadt am Comer See allein für sich genommen ein Juwel, in den Mittelpunkt touristischen Interesses hat sie sich bislang jedoch angenehm wenig gedrängt.

Das hat zur Folge, dass Lecco im Vergleich zu einigen anderen Orten am Lago weit überschaubarere Besucherströme verzeichnet und daher eine ruhigere und entspanntere Atmosphäre bietet. Kurzum: Eine ideale Destination, um dem hektischen Alltag zu entfliehen, die Schönheit der Natur zu genießen und gleichzeitig das authentische (nord)italienische Dolce Vita zu erleben.

Landschaftlich reizvoller geht es kaum: Von der majestätischen Gebirgskulisse der Voralpen eingerahmt und von einer spektakulären Naturlandschaft umgeben, schimmert und glitzert die Wasseroberfläche des Comer Sees von der langen Uferpromenade am Hafenbecken aus gesehen in verführerischem grünblau. Wüsste man es nicht besser, man könnte meinen: Hier, und zwar nur hier muss das Panorama erfunden worden sein!

Bei einer leckeren Portion Eis die atemberaubende Umgebung entspannt auf sich wirken lassen – unbezahlbar!

Geschichtsträchtig und sehenswert

Leccos Wirtschaftskraft wurzelt fest in seiner Vergangenheit. Bereits seit der Römerzeit bildete die Eisenverarbeitung das Fundament der heutigen metallverarbeitenden Industrie und des Maschinenbaus. Als Ausgangspunkt der Handelsrouten über die Alpen erlangte die Stadt zudem schon früh den Ruf eines bedeutenden Umschlagsplatzes. Die baulichen Zeugen sind im Stadtbild noch vorhanden. Die historische Ponte Azzone Visconti beispielsweise, an der, vor allem im Sommer, ein erfrischender Aperol-Spritz oder ein kühles Bier bei traumhaftem Blick auf die prächtige Brücke und den Fluss Adda gleich nochmal so gut schmecken.

Weitere zentral gelegene Sehenswürdigkeiten sind unter anderem die Villa des Dichters Allesandro Manzoni mit integriertem Museum, das ihm zu Ehren errichtete Denkmal, die belebte Piazza XX Settembre als gesellschaftlicher Kulminations- und Knotenpunkt sowie der klassizistische Dom San Nicolaò, dessen Rundturm sich weithin sichtbar über die Dächer der Stadt erhebt. Den perfekten Schlusspunkt einer jeden Innenstadttour bildet ein Besuch der Capo Horn Gelateria Artigiana. Bei einer ordentlichen Portion leckerstem Eis am Piazza Mario Cermenati entspannt die Kulisse auf sich wirken lassen – unbezahlbar!

Baden, Berge, Bergamo

Rauf auf die Berge sollten Besucherinnen und Besucher dann aber unbedingt auch. Für einen atemberaubenden Blick auf Lecco, die Ausläufer des Lagos und die umliegenden Berge empfiehlt sich die Fahrt mit der Seilbahn auf die Piani d'Erna, ein Hochplateau unterhalb des Monte Resegone. Zur Seilbahnstation wiederum gelangt man sowohl mit dem Pkw als auch mit einer der Stadtbuslinien. Leichtere Wanderungen führen derweil auf die umliegenden Berge. Überhaupt gilt Lecco als historisches Zentrum des italienischen Alpinismus und verfügt bis heute über eine lebendige Kletterszene.

Wer einen Sprung in den Comer See unternehmen möchte, sollte raus aus der Stadt. Der nächstgelegene Strand in Abbadia Lariana ist nur sieben Zugminuten entfernt. Während hier ein überwiegend junges Publikum anzutreffen ist, kommt einige Kilometer weiter in Mandello del Lario – ein malerischer Ort, an dem freitags und samstags auch das Museum des Motorradherstellers Moto Guzzi besichtigt werden kann – ein gemischteres Publikum zusammen. Die in Stadtnähe wohl schönste Bucht zum Baden befindet sich in Lierna, eine knappe halbe Zugstunde von Lecco entfernt.

Lecco am Comer See ist der ideale Ausgangspunkt für Aktivitäten aller Art: Reizvolle Buchten laden ein zum Baden, die Berglandschaft zum Wandern und die Kulturhauptstadt Bergamo ist mit dem Zug ebenso schnell erreicht wie die schillernde Metropole Mailand. 

Durch die hervorragende Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz, ist die Stadt überhaupt leicht zu erreichen und somit ein perfekter Ausgangspunkt für verschiedenste Ziele in der Umgebung. Ein Ausflug ins pittoreske Varenna (mit dem Schiff gelangt man von dort zudem nach Bellagio und Menaggio) sei ebenso empfohlen wie Kurztrips nach Bergamo und/oder Como, für die jeweils mindestens ein kompletter Reisetag eingeplant werden sollte. Dass Lecco-Urlaubenden auch die Metropole Mailand auf dem Schienenweg in nur knapp 40 Minuten zu Füßen liegt, ist ein zusätzlicher Pluspunkt – und allein schon einen Reisebericht wert. Den nehme ich mir dann gerne im kommenden Jahr vor!

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 28 / Herbst 2023.

André Pause

ist seit dem 01.03.2023 Head of Content der mediaworld GmbH sowie Chefredakteur des Magazins Stadtglanz. Nach seinem Studium an der FH Hannover schrieb und fotografierte der Diplom-Journalist freiberuflich für regionale Medien sowie die Deutsche Presseagentur (dpa) und Fachzeitschriften aus dem Bereich Kultur. Zuletzt verantwortete er als Chefredakteur der Industrie- und Handelskammer (IHK) Braunschweig sechs Jahre lang deren Mitgliederpublikation „IHK Wirtschaft“.

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