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HARZGLANZ

7. Mai 2021

Clubhouse

Zwischen Hype und Wirklichkeit

Haben sie den Hype schon mitbekommen? Nein? Dann haben sie wahrscheinlich keinen Kontakt zu Personen, die im Bereich Journalismus, Politik, Kommunikation, Marketing, PR arbeiten oder Influencer sind. Schon wieder einen Trend verschlafen? Keine Angst. Nur etwa 0,7 Prozent der Befragten einer Studie hat die App überhaupt schon installiert.

Doch was ist Clubhouse eigentlich?

Im Wesentlichen ist Clubhouse ein digitaler Ort mit unzähligen Räumen, in denen sich Nutzer über selbst gesetzte Themen in Echtzeit (nur Audio) austauschen. Jeder Nutzer kann einen eigenen Raum anlegen und darauf hoffen, dass der Raum durch Zuhörer betreten wird. Moderatoren und Speaker leiten die Konversationen, während Zuhörer nur nach erteilter Erlaubnis sprechen können. Die Nutzer haben darüber hinaus die Möglichkeit, "Clubs" zu folgen, die sich einem bestimmten Interessensgebiet widmen. Die Eröffnung von neuen Räumen kann zudem zeitlich geplant werden. Zusammengefasst ist Clubhouse also ein Echtzeit-Podcast-Social-Network.

Leiden Sie an FOMO? Dann sind Sie nicht alleine!

Fear of missing out“. Also die Angst etwas zu verpassen, ist insbesondere in der schnelllebigen Kommunikationsbranche weit verbreitet. Niemand möchte einen Trend verschlafen, möglichst sofort antizipieren und ganz schnell dabei sein. Genau diese Angst hat dazu geführt, dass sich die App in der Branche in Windeseile verbreiten konnte. Hinzu kommt der Umstand, dass sich bei Clubhouse nicht jeder sofort anmelden kann. Nötig dafür ist die Einladung eines bestehenden Mitgliedes. Insbesondere in der Bubble der „Kommunikationsbranche“ kam noch ein weiterer Effekt hinzu, der Netzwerkeffekt. Eben weil, sich aus dieser Community schon so viele dort angemeldet haben, stellt die App für diesen Nutzerkreis einen Mehrwert dar. Würden wir dort niemanden antreffen, den wir kennen oder würden dort nur Themen diskutiert werden, die uns nicht interessieren, so würden wir wohl sehr schnell das Interesse an Clubhouse verlieren. Ob Clubhouse nun auch für andere Zielgruppen relevant wird, steht also auf einem ganz anderen Blattpapier. 

Meine Einschätzung. Ist der Hype gerechtfertigt?

Noch nie habe ich eine so schnelle Verbreitung, eines sozialen Netzwerks innerhalb einer Community erlebt. Noch nie hat sich der Adaptionslebenszyklus in einer Community so schnell vollzogen, wie mit Clubhouse. Der Zeitraum in der die Technologiebegeisterten (Innovators), die Early Adopters oder die Early Majority die App geflutet haben, betrug höchstens zwei Wochen. Selbst regionaler Content ist dort heute schon zu finden. Spannend ist Clubhouse vor allem in den Bereichen Employer Branding, im Kundenservice und im Event- und PR-Bereich. Häufiger eingesetzt werden könnte Clubhouse zudem im diesjährigen Bundestagswahlkampf, die Berliner Politikszene ist jedenfalls schon fleißig am Testen. Stellt sich natürlich die Frage, ob Clubhouse auch für andere Nutzerkreise attraktiv werden wird. Diese Frage lässt sich heute aber noch nicht beantworten. Einen Hype gab es also bisher nur in einem einzigen Nutzerkreis, der Medienbranche.

Ein großer Kritikpunkt an Clubhouse ist das Thema Datenschutz. Mit jedem Aufruf des Einlade-Tabs speichert Clubhouse die Telefonnummern aus dem Adressbuch des jeweiligen Nutzers. Die AGBs und Datenschutzhinweise sind bisher nur in Englisch verfügbar und nicht DSGVO konform. Sämtliche Gespräche werden auf US-Servern aufgezeichnet und können ausgewertet werden. Genau wegen dieser Datenschutz-Mängel hat der Bundesverband der Verbraucherzentralen den Betreiber bereits abgemahnt.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 18 / März 2021.

Eric Spruth

Teamleiter Marketing bei der Braunschweiger Baugenossenschaft eG & Vorstand im Marketing-Club Braunschweig e.V

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