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HARZGLANZ

16. November 2021

Ein Interview mit Thomas Kielhorn

Als hätte jemand die Zeit angehalten

(Fotografie: Antonia Marienfeld Thomas Kielhorn)

Der Braunschweiger Autor und Promireporter Thomas Kielhorn hat seinen zweiten Roman „Die Nacht

Ein Selbstmord-Drama, das im China der Achtziger Jahre spielt. Wie kommt man auf so eine Rahmenhandlung?

Mein erster Roman „Der UDW-Mann“ ist ja vor vier Jahren erschienen. Mit diesem Buch bin ich auf Lesetour gegangen und hatte über 60 Auftritte in kleineren und mittleren Locations. Unter anderem in Braunschweig in der Kaufbar, im Stereowerk und in der Meier Music Hall kurz vor der Schließung. Außerdem war ich auf Einladung des Goethe-Instituts in Peking, um dort vor chinesischen Germanistik-Studenten zu lesen. Ich war zehn Tage lang in der Stadt und wusste ab dem dritten, dass mein nächster Roman dort spielen sollte.

Was hat Dich in Peking denn so besonders beeindruckt?

Mir fiel auf, dass mich viele Kleinigkeiten an die Achtziger Jahre in Deutschland erinnerten. Ganz so, als hätte dort jemand die Zeit angehalten. Auf den öffentlichen Toiletten gibt es z. B. niemanden, der mit einem Teller auf Kleingeld hofft. Und es gibt noch unzählige Shops, die früher bei uns mal Tante-Emma-Läden hießen. Mich reizte es einfach, die Handlung eines Buches in einer Zeit anzusiedeln, in der es weder E-Reader noch Smartphones gab, und niemand wusste, was Facebook, YouTube und und WhatsApp sind.

In drei kurzen Sätzen, worum geht es in dem Roman genau?

Ein Mann steht mitten in der Wildnis auf einer alten Steinbrücke. Er will sich das Leben nehmen. Bevor er springt, nimmt er noch elf Tonband-­Kassetten mit seinen Lebenserinnerungen auf …

Ein sehr harter Stoff. Warum hast Du nicht wieder eine Komödie geschrieben?

Weil ich da schon ungefähr wusste, wie das funktioniert. Mich hat es aber gereizt, mal was zu machen, was ich noch nicht konnte. Fast 90 % aller literarischen Bücher, die in Deutschland gekauft werden, sind Krimis. Wenn man also möglichst viele Bücher verkaufen möchte, sollte man einen Thriller schreiben. Aber das war nicht meine Intention. Ich habe ja einen Job, mit dem ich Geld verdiene. (lacht)

Apropos Job, Du arbeitest seit über 20 Jahren als Promireporter. Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?

Das Schöne ist, dass es keinen typischen Tag gibt. Ich reise innerhalb Deutschlands ja sehr viel und bin an einem Tag in Berlin, um mit Matthias Schweighöfer einen „Escape Room“ unsicher zu machen, den nächsten Abend bin ich mit Max Giesinger auf einem Hausboot unterwegs. Für mich ist es der schönste Job der Welt. Nur die Bezahlung könnte besser sein. (lacht)

Wenn man so viel reisen muss, wo wohnst Du dann?

Ich habe eine kleine Wohnung in Braunschweig und ansonsten mehrere WG-Zimmer, die in Deutschland verteilt sind. Die meiste Zeit verbringe ich aber tatsächlich im Zug, um von einem Termin zum nächsten zu kommen.

Wo siehst Du Dich in fünf Jahren?

Ich weiß ja noch nicht mal, wo ich nächste Woche sein werde. (lacht) Aber mal im Ernst, in den nächsten Jahren will ich natürlich meine eigene kleine Familie gründen und muss sesshafter werden. Deshalb muss ich zusehen, dass ich ein geregeltes Einkommen bekomme. Ich glaube, mein nächster Roman wird dann doch ein Krimi… (lacht), in der ich starb“ veröffentlicht. STADTGLANZ sprach mit ihm über sein neues Werk, das Reisen und ein geregeltes Einkommen.

Thomas Kielhorn
Seit über 20 Jahren arbeitet der gebürtige Braunschweiger als Promi-Reporter für diverse Magazine und Tageszeitungen. Sein erster Roman „Der UDW-Mann“ soll fürs Fernsehen verfilmt werden. Im März veröffentlicht er außerdem seinen zweiten Roman „Die Nacht, in der ich starb“

Jens Richwien

Ehemaliger Fußball-Profi und Freizeit-DJ (Richy Vienna), war über 20 Jahre für die neue Braunschweiger tätig. Die letzten drei Jahre begleitete er STADTGLANZ als Objektleiter und Chefredakteur. Er ist seit Oktober bei der Hygia Gruppe beschäftigt, betreut dort das B2B-Business und arbeitet weiterhin als freier Redakteur.

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